Obstlehrgarten

 

Obstlehrgarten  - „Obstanbau für kleine Hausgärten“

Nach zweijähriger Bauphase wurde im Jahr 2006 der Obstlehrgarten des Kreisverbandes Coburg für Gartenbau und Landespflege e.V. eröffnet. Der Garten steht unter dem Motto: „Obstanbau für kleine Hausgärten“.

Gerade in der  klimatischen Grenzregion am Fuße des Thüringer Waldes mit rauem Klima und teils schweren Böden, sind Empfehlungen aus klimatisch begünstigten Gebieten nur eingeschränkt praxistauglich. Nachdem im nördlichen Franken eine derartige Anlage bisher leider nicht existiert hat, wollte der Verband  den Garten- und Naturfreunden eine ortsnahe und praktische Informationsquelle liefern.

Die thematischen Schwerpunkte des Gartens sind zum einen die Demonstration  schwach wachsender Unterlagen für Kern- und Steinobst, die Kultur neuer und alter Sorten im Vergleich, vitaminreiches Beeren- und Wildobst, formale und Platz sparende Erziehungsvarianten bei Kern- und Steinobst und eine praktische Tropf-Bewässerung.

Die Anlage ist mit einer Größe von 1000 m2 zwar nicht riesig, doch werden dort mittlerweile ca. 210 Sorten auf Beeten, an Pfählen, an Spalieren und am Zaun  kultiviert. Mit dieser großen Sortenvielfalt auf kleinem Raum möchte man demonstrieren, wie auch kleine Hausgärten bei guter Planung effektiv und erfolgreich zum Anbau von Obst genutzt werden können.
Das Areal  des Lehrgartens liegt eingebettet zwischen einer bestehenden Wildgehölzhecke und einem gut eingegrünten Erdwall. Der Garten wird von einem Schotterweg eingerahmt und die Fläche mit einem fränkischen Staketenzaun mit vier  Eingangstoren eingefasst. Durch vier Rosenbögen betritt der Besucher den Lehrgarten. Der Zaun ist etwas zurückgesetzt. Die vorgelagerte Fläche ist mit Stauden bepflanzt, so dass der Zaun spielerisch eingegrünt wird. Die durch erhöhte Pfosten geführten Spanndrähte werden mit kletternden Obstgehölzen bewachsen.
Die Hauptwege aus Schotter sind in Kreuzform angelegt und treffen in der Mitte auf ein erhöhtes Rondell, welches das Zentrum der symmetrischen Anlage darstellt. Es ist mit einer Trockenmauer eingefasst und mit einer speziellen Moorbeetsubstratmischung für die Kultur von Heidelbeeren und anderen Moorbeetpflanzen gefüllt. Eine konzentrische Reihe aus Kreissegmenten um das zentrale Rondell wird mit pyramidalen Ballerina-Bäumen eingefasst. Vom zentralen Längsweg führen fischgrätenartig Wege durch die einzelnen Beete. Zur Erleichterung der Pflege werden sie mit Beeteinfassungen begrenzt und mit Mulch abgedeckt. Die geschwungenen Randflächen sind mit Großsteinpflaster begrenzt.

 

Schwachwachsende Unterlage für kleine Gärten

Da besonders in kleinen Gärten der klassische Obsthochstamm schnell an Nachbars Grenzen und damit einhergehend auch  in vielen Fällen an dessen Toleranz stößt, nimmt die Demonstration  schwach wachsender Unterlagen im Lehrgarten eine wichtige Rolle ein. Beim Apfel wird die Spindelerziehung auf M9 und die Superspindelerziehung auf M29 demonstriert. Auch die Sortenpalette der Re-Sorten aus Dresden Pillnitz von `Retina` bis `Rewena` wird im Lehrgarten getestet. Gerade die letzten Jahre mit ausgeprägten Klimaschwankungen waren ein dankbarer Härtetest für die angepriesenen Mehrfachresistenzen der Pillnitzer Sorten.

Um auf die fast schon vergessenen Formspaliere aufmerksam zu machen, zeigt man Klassiker wie U-Palmette, Schräge-Palmette oder Verrier-Palmette. Spielerische Weiterentwicklungen, wie z. B. die Erziehung eines Apfelspaliers in Form eines Herzens, sind für die jungen Gärtner gedacht.

Bei Kirschen wird die Unterlage GiSelA 5 in Verbindung mit der sog. Central Leader Methode vorgestellt - einer Methode, die es ermöglicht, ohne den Einsatz großer Leitern nach kurzer Zeit reichlich zu ernten. Die Erziehung des Central Leader Systems mit einer dominanten Mitte und flach gestellten Seitentrieben, die sich locker um die Mittelachse anordnen, wird auch bei Zwetschgen angewandt. Moniliatolerante Sauerkirschsorten werden in Form schlanker Spindeln erzogen.

Im zentralen Bereich um das Moorbeet bilden Säulenäpfel auf schwachwuchsinduzierenden Unterlagen und säulenartige Formen von Zwetschgen und Kirschen einen konzentrischen Kreis um das Mittelbeet.  Bei den Säulenäpfeln werden Sorten unterschiedlicher „Zuchtschienen“ getestet.

 

Johannisbeeren als Fächerspaliere

Über 20 verschiedene Johannisbeersorten gedeihen mittlerweile im Obstlehrgarten. Weiß, rosa, rot und schwarz schimmern die langen Trauben dieser manchmal etwas sauren, aber urgesunden Beerenobstart. Ziel der großen Sortenbreite am Lehrgarten ist es, die unterschiedlichen Züchtungen zum einen auf ihre Robustheit und zum anderen auf ihre geschmackliche Wertigkeit zu prüfen. Unter den roten Sorten findet man z. B. die schmackhaften `Heros`, `Koral` und `Rolan`. Bei den weißen Sorten  z. B. `Primus` und `Zitavia`. Bei den schwarzen Johannisbeeren  z. B. `Bona` und `Neva` oder auch die rosa farbene `Rosalinn`. Neben den bekannten Anbauformen wie Busch, Halb- und Hochstamm, wird besonders die 3 Ast-Hecke oder 1 Ast-Hecke in der Anlage herausgestellt. Diese Erziehungsform liefert nicht nur gute Fruchtqualität und ist leicht beerntbar, sondern lässt sich auch gestalterisch gut einsetzen. Während bei Johannisbeeren besonders die fächerförmige Erziehung in den Focus rückt, ist es bei Stachelbeeren wegen der leichteren Beerntbarkeit die Spindelerziehung, die besonders bei bestachelten Sorten doch sehr unangenehm sein kann.

Einen breiten Raum nimmt auch der Sortentest etwa 20 neuer Weinrebsorten ein, die auf ihre Toleranz gegen Falschen und Echten Mehltau und Botrytis kritisch unter die Lupe genommen werden. Erzogen wird als waagerechter und senkrechter Kordon, als Flachbogen, am Trierer Rad und als Bogenrebe.

 

Neues und altes Wildobst

Als Ranker, die spielerisch einen fränkischen Lattenzaun umgrünen, zeigen Dorman Red, Japanische Weinbeere, Schisandra und Kiwis ihre Qualitäten als fruchtende Kletterpflanzen.

Die Palette des Wildobstes reicht von Apfelbeeren, Maibeeren, Koreanischen Berberitzen, Scheinquitten, Mispeln, Holunder, großfruchtigen Kornellkirschen und  Allackerbeeren bis zu den großfruchtigen und inhaltsreichen Wildrosen. Die Früchte der Wildrosen, die  seit alters her für den Wintervorrat und zum Gebrauch in der Volksheilkunde gesammelt werden, wurden vor allem auch durch neue vitaminreiche Auslesen auch wieder für die häusliche Verwertung interessant. Neben der Vitaminrose (Rosa x PiRo3), werden Apfelrose (Rosa villosa), Kartoffelrose (Rosa rugosa) oder Mandarinrose (Rosa moyesii) mit einer Reihe von Klonen oder seltenere Arten, wie Rosa sweginzowii `Macrocarpa` oder Rosa dumalis gezeigt.

Da ein geeigneter saurer Boden in der Region fehlt, wurden durch die Anlage eines Moorbeetes, das  in Form eines Rondells in der Mitte der Anlage platziert ist,  ideale Wachstumsbedingungen geschaffen. Neben Kulturheidelbeeren gedeihen dort Preiselbeeren und Cranberries als Unterpflanzung.

 

Himbeeren auf Hügelbeeten

Himbeeren erzieht man am Drahtrahmen am V-Spalier oder als Beet. Wegen des schweren Bodens wird  zur Vermeidung von Wurzelfäule ein Teil der Himbeeren auf einem Hügelbeet mit einer Mischung aus Kompost, Erde und Sand kultiviert. Probeweise wurde der hohe pH-Wert der Mischung  mit Hilfe von elementarem Schwefel auf einen pH Wert von 6,0 gesenkt. Im Test sind auch neuere Sorten, wie `Sanibelle` oder die schwarze `Black Jewel`.

Um auch der Kunst im Garten einen bebührenden Platz einzuräumen, wird jährlich eine Veranstaltung unter dem Motto „Garten, Kunst und Musik“ organisiert. Hier erhalten Künstler der Region die Möglichkeit, ihre Werke auszustellen.

 

Hinweis

Die Anlage ist mit wassergebundenen Wegen ausgestattet, barrierefrei zu erreichen und daher auch für Rollstuhlfahrer bei trockenem Wetter gut befahrbar.

Anschrift:
Landratsamt  Coburg
Lauterer Straße 60
96450 Coburg

Öffnungszeiten: 1. April bis 31. Oktober

Montag – Donnerstag 8:00 bis 16:00 Uhr
Montag 8:00 bis 12:00 Uhr wegen Pflegearbeiten geschlossen
Freitag 8:00 bis 12:00 Uhr


Führungen ab 15 Personen nach Voranmeldung möglich.

Anfahrt:
Auf der A73 die Abfahrt Coburg wählen, Richtung Bertelsdorfer Höhe, HUK Coburg, Landratsamt fahren. Der Eingang zum Garten liegt in der  hinteren linken Ecke des Parkplatzes (siehe Hinweisschilder).

Hinweise:

  • Bitte keine Hunde mit in den Lehrgarten nehmen!
  • Das Naschen von Früchten außerhalb von Führungen und offiz. Veranstaltungen ist nicht erlaubt!
  • Fachführungen sind bei rechtzeitiger Anmeldung möglich.
  • Der Parkplatz am LRA kann öffentlich genutzt werden. Die Parkzeit ist auf 2 Stunden begrenzt. Bitte benutzen Sie Ihre Parkscheibe!
Kontakt: thomas.neder@landkreis-coburg.de