Wein als „Senkrechten Kordon“ ziehen

Auf den Spuren der Hildegard von Bingen
23. Januar 2018
Geldbaum im XXXL
3. Februar 2018

Noch hat es Zeit mit dem Obstbaumschnitt. Wer Lust aufs Schneiden hat, kann schon mit dem Schnitt seiner Weinreben beginnen.

Ohne Schnitt wächst ein Weinstock sehr wild und liefert zwar viele, aber nur kleine Trauben und erschöpft sich. Um einen geordneten Aufbau zu erreichen, werden beim Winterschnitt, der etwa im Januar/Februar erfolgt, 80 bis 90% des Holzes entfernt. Die Augenzahl am Stock sollte nicht zu hoch sein, damit sich der Weinstock nicht durch zu viel reifende Früchte überträgt. Ziel des Schnittes ist es, ein Gleichgewicht zwischen Traubenbildung und vegetativem Triebwachstum herzustellen.

Fruchtstände bilden sich nur an den diesjährigen Trieben, die sich aus einer Knospe des vorjährigen Triebes entwickeln. Vorjährige Triebe, die aus dem Altholz entstehen, fruchten im ersten Jahr in der Regel nicht. Sie werden entfernt bzw. auf Zapfen geschnitten und manchmal zur Verjüngung belassen. Sie tragen erst im Jahr darauf Trauben. Zur Förderung der Fruchtausbildung ist auch im Hausgarten ein (mehrmaliger) Laubschnitt sinnvoll.

Beim Wein gibt es zahlreiche Erziehungsvarianten. Eine davon ist die Erziehung an einem Pfahl als senkrechter Kordon. Der Schnitt ähnelt dem des waagerechten Kordons, der häufig an Hauswänden gezogen wird. Kennzeichnend für den senkrechten Kordon ist ein vertikal hochgezogener Kordonarm auf dem Zapfen - bei manchen Sorten auch kurze Strecker - im Abstand von 20 bis 25 cm als Seitengarnierung des vertikalen Kordonarms belassen werden. Der senkrechte Kordon lässt sich auch gut auf Balkon oder auf Terrasse in einem ausreichend großen Pflanzgefäß (ca. 30 l) mit Pfahl als Stütze erziehen.

Im ersten Jahr belässt man der Rebe nur den Haupttrieb. Seiten- oder Geiztriebe, die sich aus den Blattachseln entwickeln, werden ausgebrochen. Im zweiten Jahr wird beim Winterschnitt der Haupttrieb auf ca. 0,6 bis 0,8 m zurückgeschnitten. Je nach Wuchsleistung belässt man dem Haupttrieb im Zuge des Sommerbehandlung die oberen zwei bis fünf Seitentriebe. Der Rest am Stamm wird entfernt. Die belassenen Triebe bindet man locker am Pflanzpfahl an. Im Zuge des nächsten Winterschnittes wird dann ein Trieb zum senkrechten Kordonarm, die anderen beiden schneidet man auf Zapfen mit zwei Augen zurück. Auch die Mitte wird dann noch etwas zurückgenommen. Zu dicht stehende Triebe bricht man nach dem Austrieb am besten gleich aus. Nach etwa vier Jahren ist der Aufbau beendet. Seitentriebe werden beim Winterschnitt auf zwei Augen eingekürzt. Die Triebe der austreibenden Augen werden am Pfahl hochgebunden.

Unterschiedliche Erziehungsformen wie Waagerechter und Senkrechter Kordon, Umkehrerziehung, Perglerziehung und Bogenrebenerziehung kann man im Obstlehrgarten des Kreisverbandes Coburg für Gartenbau und Landespflege e. V. am Landratsamt Coburg begutachten. Der Garten ist ab dem 3. April wieder geöffnet. Weinrebsorten, die sich im Obstlehrgarten des Kreisverbandes Coburg für Gartenbau und Landespflege e. V. gut bewährt haben sind z. B. Himrod, Lakemont (beide kernlos), Romulus, Muscat Blue, Isabella Blau oder Arkadia.

Am Freitag, 16. Februar findet ein Workshop zum Thema Schnitt am Obstlehrgarten statt. Treffpunkt 14 Uhr. Anmeldungen sind über die Vorsitzenden der Gartenbauvereine oder bei der Geschäftsstelle des Kreisverbandes am LRA Coburg möglich.