Dekorative Früchte hängen auch jetzt noch im Geäst der Mispel (Mespilus germanica) und vermitteln einen fruchtig dekorativen "Herbstlook" im Obstgarten - auch nach dem Laubfall. Die von Natur aus strauchartig wachsende Mispel lässt sich auch als Hochstamm ziehen. Ihre Robustheit, die schöne Blüte, die leuchtende Herbstfärbung und die dekorativen Fruchtstände macht sie zu einem interessanten kleinen Hausbaum.
Neben der wunderschönen weiß-rosa farbigen Schalenblüte im Mai, gefällt das Wildgehölz durch eine leuchtend gelbe Herbstfärbung und dem auffallenden Fruchtschmuck, der bis in den Winter hinein an den Großsträuchern hängen kann.
Die Mispel ist ein Obstveteran im wahrsten Sinne des Wortes. Ihr Heimatvorkommen reicht von Kleinasien nach Griechenland. Wohl die Römer haben sie nach Europa gebracht. Sicher ist, dass Karl der Große sie bereits in seiner Landgüterverordnung "Capitulare de villis" pflanzen ließ. Im Mittelalter war sie demnach eine weit verbreitete und geschätzte Obstart. Im Zuge der Klimaerwärmung und trockener werdender Sommer ist die trockenheitsverträgliche Mispel ein Wildgehölz mit Zukunftspotential.
Interessant für den Garten sind vor allem großfruchtige Sorten wie Holländische Großfruchtige, Nottingham oder Krim. Aber selbst ihre großen Früchte bringen es kaum auf über 5-7 cm. Zudem erschweren harte Kerne den Genuss. Für den Frischverzehr sind daher Sorten ohne Kerne wie `Kernlose` interessant. Ihre Früchte sind allerdings klein. Richtig genussreif werden die braunen Wildfrüchte erst nach den ersten Frösten. Erntet man die Früchte bereits vorher, sollten sie etwa 3 Wochen lagern, bis sie weich werden.
Die Verarbeitung erfordert etwas Fantasie oder noch besser Freude am Experimentieren. Gut lassen sich Mispeln zu Gelee oder Marmelade verarbeiten. Durch Ihren hohen Pektingehalt verleihen sie Marmeladen eine ausgeprägte Gelierkraft. Ähnlich wie der Speierling werden die Früchte regional auch als Zusatz zum Apfelwein verwendet. Als Delikatesse gelten auch in eine Zucker-Essiglösung eingelegte Früchte. Sehr schmackhaft sollen auch in Honig oder Birnendicksaft kandierte Mispeln sein. Wegen ihres hohen Gehaltes an Gerbstoffen wurde sie früher viel in der Volksmedizin eingesetzt. Die Mispel wurde bereits von Hildegard von Bingen empfohlen.
Mispeln bevorzugen einen geschützten Standort auf eher lockeren, durchlässigen und tiefgründigen Böden. Ein schwerer, lehmiger Untergrund und zugige Standorte bringen auch das robuste Wildgehölz an seine Grenzen. Ausgewachsen werden Mispeln etwa 3 bis 5 m hoch. Schnittarbeiten fallen kaum an. Die Pflanze eignet sich deshalb auch prima als kleiner pflegeleichter Hausbaum bzw. dekorativer Solitärstrauch, der Nutzen und Zierde vereint. Der Wuchs vollzieht sich sparrig und schreitet nur langsam voran. Event. können leichte Korrekturschnitte sinnvoll sein.