Wenn Stachelbeeren in den Himmel wachsen

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Die Stachelbeere ist ein ideales Naschobst, das auch noch im kleinsten Garten, so er denn nicht komplett verschattet ist, ein Plätzchen findet. Die gelben, grünen, und roten Früchte laden bereits Anfang Juli (Sorte) zum Naschen ein - wären da nur nicht die lästigen Dornen, und das Bücken . das Ernten könnte doch so schön sein.

Stachelbeeren können natürlich viel mehr, als nur wild als fast undurchdringliches Gestrüpp dicht über dem Boden zu wachsen. Sie wollen nur gezielt gefördert und in die Höhe gezogen werden. Das Ergebnis könnte z.B. die eintriebige Erziehung als sog. schlanke Spindel oder die Hochstammpyramide sein. Gegenüber der klassischen Erziehung als Busch, Fuß- oder als Hochstamm hat diese schlanke Erziehungsvariante eine Reihe großer Vorteile:

Die Fruchtqualität ist verbessert, die Einzelfrüchte werden größer, die Gefahr des Verrieselns ist geringer, die Ernte ist wesentlich einfacher und die Pflanzen wachsen gesünder durch luftige Kronen

Einen normalen Strauch "umfunktionieren"

Nicht überall im Handel bekommt man Stachelbeeren als eintriebige, schlanke Spindeln, sondern oft nur als Busch angeboten. Dies lässt sich relativ einfach ändern. Im Grunde besteht der erste Schritt darin, aus der Vielzahl junger Triebe nur den stärksten und vitalsten zu belassen und den Rest der Bodentriebe mutig zu entfernen. Besser als die Triebe einfach nur mit der Schere abzuschneiden ist es, die überzähligen Triebe mit einem festen Ruck an der Basis des Triebes abzureißen. Der belassene Trieb erhält einen kräftigen Stab aus Bambus, Haselnuss, Metall etc. und wird sorgfältig in die Höhe geleitet. Etappenweise wird der Trieb am Stab fixiert. Innerhalb von ca. 3 Jahren kann bei wüchsigen Sorten wie z.B. `Redeva` eine beachtliche Höhe von 2 m und mehr erreicht werden.

Zur Förderung des Leittriebes werden Konkurrenztriebe, die sich unterhalb der Endknospe bilden, entfernt. Triebe, die sich aus der Basis neu bilden und wieder zu einem strauchartigen Wuchs führen würden, beseitigt man konsequent. Empfehlenswert ist auch das Entfernen der Seitentriebe bis in eine Höhe von ca. 30 - 40 cm. Nach dem Ernten wird es Zeit für einen Sommerschnitt. Die Seitentriebe werden etwa auf 20 -30 cm eingekürzt. Im Idealfall kann man auf kurze Seitentriebe absetzen. Dicht über den jungen Seitentrieben eingesetzte Wäscheklammern fördern einen waagerechten Wuchs der seitlichen Triebe und sorgen für Ordnung im Aufbau. In Verbindung mit einem dünnen Metallstab lassen sich auch die sog. Astfixklammern gut zum Abspreizen einsetzen. Die extremen Wetterwechsel des Jahres 2013 haben aber auch gezeigt, dass man mit dem Sommerschnitt etwas vorsichtig sein muss. Werden die Früchte kurz vor eine Hitzeperiode "freigestellt", kann es leicht passieren, dass Brandschäden auftreten.

Besonders in der Erziehungsphase sollte man auch auf Blattlausbefall am Terminaltrieb achten. Gekräuselte Blätter verraten schon von weitem den Schädling. Lässt man die Sache laufen, kommt dann das Längenwachstum schnell ins Stocken und der "Gipfelsturm" verzögert sich entsprechend. Eine regelmäßige Bewässerung und Düngung in der Hauptwachstumsphase bis etwa Mitte Juli sorgen für ein zügiges Heranwachsen.

Im Obstlehrgarten des Kreisverbandes Coburg für Gartenbau und Landepflege e. V. werden z.B. die Sorten Redeva, Mucurines und Spinefree als schlanke Spindeln erzogen. Um Sonnenbrand zu vermeiden, werden die in voller Sonne stehenden Pflanzen schattiert. Bei Neupflanzungen empfiehlt sich im Zuge des Klimawandels mittlerweile ein halbschattiger Standort.