Früher war es üblich im ausgehenden Winter, noch bevor man sich an die Schnittarbeiten machte, seine Obstbäume bis in den Bereich der Leitäste hinein sorgfältig zu kalken und zu weißeln. Durch den regelmäßigen und vor allem rechtzeitigen Auftrag handelsüblicher oder selbst hergestellter Produkte (z.B. aus Weißkalkhydrat und Wasser im Verhältnis von ca. 1:10) konnte man so Frostrissen, die durch Zugspannungen im Stamm bei stark schwankenden Temperaturen entstehen, vorbeugen. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt bestand darin, dass die Bäume vor allem in spätfrostgefährdeten Lagen etwas später mit dem Austrieb loslegten und so eher von Frostschäden verschont blieben.
Diese vorbeugende Pflanzenschutzmaßnahme wurde zwischenzeitlich etwas vergessen. Sie hat aber vor allem durch den Klimawandel mit einer immer intensiveren Sonneneinstrahlung und damit einhergehenden Stammschäden wieder stark an Bedeutung gewonnen. Auch Streuobstwiesen sind inzwischen leider arg in Mitleidenschaft gezogen. Neue Produkte für den Stammschutz sind wesentlich langlebiger als die einfachen Anstriche von früher. Sie bestehen aus einem Voranstrich und dem eigentlichen Weißanstrich. Nach dem Glätten der Borke bekommt der Stamm zunächst einen Voranstrich, bevor dann die eigentliche weiße Farbe aufgetragen wird.
Rechtzeitig eingesetzt lassen sich so Risse und Verletzungen am Stamm gut vermeiden oder zumindest reduzieren. Dies ist umso wichtiger, da die oft nur feinen Risse für eine Reihe von pilzlichen Schaderregern wie z. B. dem schwarzen Rindenbrand und dem Obstbaumkrebs beim Apfel, bzw. den Erregern des Steinobststerbens bei Zwetschen und Co schon als ausreichend große Eintrittspforte dienen.
Einen Stammschutz erhielten nun im ersten Schritt die zahlreichen Apfel- und Zwetschensorten der neueren Anlage. In einem weiteren Schritt sollen auch die Nachpflanzungen im alten Bereich des Obstmuttergartens erhalten. Bei der Aktion beteiligt waren der Geschäftsführer des Kreisverbandes Coburg für Gartenbau und Landespflege e.V. Thomas Neder und Günter Reuter, sowie Wolfgang Völk vom OGV Steinrod/Thierach.