Die Mistel Früher geschätzt – heute gefürchtet

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Die Mistel Früher geschätzt – heute gefürchtet

Die Mistel zählt zu den parasitischen Blütenpflanzen. Da die Mistel in der Lage ist, durch Photosynthese organische Substanzen selbst herzustellen, aber von ihrem Wirt Wasser, Mineralien und organische Verbindungen benötigt, zählt sie zu den Halbparasiten. Um ihren Nährstoffbedarf ganz zu decken, ist die Intensität der Transpiration sehr hoch. Dies hat zur Folge, dass sie im Laufe ihres Wachstums ihrer Wirtspflanze stetig mehr Wasser und Nährstoff entzieht. Nicht selten führt dies zum Absterben von Trieben oberhalb der Befallsstelle. Generell vermindert die Mistel als aufsitzender Sprossparasit die Vitalität des Wirtes. Bei starkem Befall kann dies auch zum vorzeitigen Tod des ganzen Baumes führen.

Erst nach etwa 5 Jahren blüht die Pflanze zum ersten Mal. Misteln sind zweihäusig. Es kommen an einer Pflanze deshalb nur männliche oder weibliche Blüten vor. Für die Bestäubung sorgen Insekten. Bei den weißen Mistelbeeren, die um Weihnachten vollreif werden, handelt es sich um Scheinbeeren. Sie werden entweder von Vögeln gefressen oder fallen zu Boden. Manchmal bleiben sie auch mehr als ein Jahr am Baum und verharren somit in einer Art „Reifestarre“

Die Keimung der Samen beginnt etwa im März. Der sog. Primärsenker braucht mehrere Wochen, bis er die Rinde eines jungen Zweiges durchwächst. Dies geschieht durch Ausscheidung von Enzymen, welche die Rindenzellen auflösen. Die Mistel wird anschließend vom Baum umwallt. Dies führt allmählich zu einer Einbindung in die Leitungsbahnen des Baumes, wobei die Zellteilung des angrenzenden Gewebes angeregt wird. Vitale Bäume schaffen es jedoch, den einwachsenden Primärsenker zu überwallen. Hierdurch stirbt die junge Mispel ab.

Brauchtum und Mythologie
Im Brauchtum der Kelten und Germanen kommt der Mistel eine zentrale Bedeutung zu. Auch die Gallier verehrten sie. Neben Eisenkraut, Bärlapp und Bilsenkraut zählte die Mistel zu den wichtigsten Heilpflanzen der Druiden.

Die heidnische Verehrung der Mistel fiel auch mit den christlichen Feiern der Weihnachts- und Neujahrszeit zusammen. Als Symbol der Wintersonnenwende und des Jahreswechsels ist sie sehr viel älter als der Tannenzweig und der Tannenbaum.In Gebieten, in denen sich noch Rudimente altkeltischer Überlieferung nachweisen lassen, ist die Mistel als Glücksbringer geschätzt.

Die Mistel als Heilpflanze
Als Heilpflanze hat die Mistel eine lange Geschichte. Bereits der griechische Arzt Hippocrates (460-377 v. Chr.) verwendete sie gegen Milzsucht. Im Mittelalter wurde sie gegen Epilepsie eingesetzt und fehlte bis ins 18. Jahrhundert in keinem Kräuterbuch

Mistelproblematik
Auch im Coburger Raum hat die Mistel in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. Vor allem an jungen Bäumen mit noch dünner Rinde und an geschwächten Gehölzen mit nachlassender Vitalität kann sie zum echten Problem und fast schon zur Landplage werden. Gefährdet sind vor allem auch ungepflegte alte Obstbestände. Nicht selten fallen alte, erhaltenswerte Sortenbäume der Mistel zum Opfer, wenn die Ausbreitung nicht rechtzeitig gestoppt wird. Da sich die Mistel aus Absenkern wieder gut regenerieren kann, muss ein befallener Zweig ganz entfernt bzw. großzügig zurückgeschnitten werden. Es gilt daher: „Wehret den Anfängen! “Ein gut und regelmäßig gepflegter Bestand braucht die Mistel nicht zu fürchten.