Zu einem Schnittkurs von Beerenobst, Spindel und Formobst trafen sich zahlreiche Gartenfreunde im Obstlehrgarten des Kreisverbandes.
Auf einem Rundgang durch den Lehrgarten mit seinem breiten Arten- und Sortenspektrum wurden an unterschiedlichen Stationen die relevanten Schnittaufgaben mit dem Geschäftsführer des Verbandes Thomas Neder diskutiert.
„Quitten lassen sich mit guten Schnittkenntnissen auch als schlanke Spindeln ziehen. Dies ist bei geringem Platz in Hausgärten durchaus möglich. Vor dem Hintergrund des sich auch bei uns ausbreitenden Feuerbrandes ist es bei ausreichend Standraum sinnvoll, Quitten mit mehreren straußartig angelegten Seitentrieben zu ziehen. So lässt sich bei einem leichten Anfangsbefall der eine oder andere Trieb notfalls opfern, ohne dass die ganze Pflanze gerodet werden muss.“ so Thomas Neder.
„Sauerkirschen sind wie Pfirsiche für einen starken jährlichen Schnitt dankbar. Sie tragen am einjährigen Holz. Durch den jährlichen „Rückbau“ kann sich eine Spindel auch nach 20 Jahren als schlankes und vitales Obstgehölz präsentieren.
Sehr schlank lassen sich auch manche Zwetschgensorten anbauen. Richtige Säulen sind bei Zwetschen zwar nicht bekannt. Manche von Haus aus schlank wachsenden Sorten kann man aber ähnlich schmal wie Sauerkirschen formieren. Gute Erfahrungen wurden im Lehrgarten z.B. mit der Sorte `Pruntop` gemacht. Die Erziehung lehnt sich hier an die typische Erziehungsvariante einer schlanken Spindel an. Hier gilt es einen kegelförmigen Wuchs zu beachten, ohne dass die unteren Triebpartien verschattet werden. Die Seitentriebe der Spindel werden immer wieder Richtung Stammbasis zurückgebaut und die Baumform hierdurch schlank gehalten.
Bei Säulenäpfeln sollte auf die Unterlage geachtet werden. Vielen Gartenfreunden ist nicht klar, dass auf Sämlinge veredelte Säulenäpfel stolze Höhen erreichen können, die dann man nicht mehr so recht beherrschbar sind. Sinn machen hier mittelstark wachsende Unterlagen. Die Seitenäste sollten jährlich kurz gehalten werden. Bei Bedarf können dichte Verzweigungen zu Gunsten junger Seitentriebe auch ganz zurück genommen werden.
Neu bei Brombeeren sind Sorten die bereits am einjährigen Holz tragen. Sie werden auch „Primocanes“ genannt. Diese Sorten können im Grunde behandelt werden wie Herbsthimbeeren. Belässt man von den letztjährigen Ruten etwas 50 cm lange Triebstücke, tragen diese bereits Ende Juni, die neuen Ruten dann im Herbst.
Heidelbeeren gedeihen nur in saurem Milieu gut. Notfalls kann man sie auch in einem Container mit Rhododendronerde kultivieren. Hier reicht ein sporadisches Herausnehmen alter Triebe an der Basis. Diese einfache Schnittvariante gilt im Grunde auch für buschartig gezogene Johannisbeeren, Stachelbeeren und Maibeeren.
Dass Johannisbeeren und Stachelbeeren mehr können als die profanen, wenn auch sehr langlebigen Buschformen, zeigen die sehr eleganten Erziehungsvarianten einer Hochstammpyramide oder einer 3 Asthecke. Hier kann sich auch das gartenarchitektonische Potential der Art entfalten.
Beim Neukauf von Weinreben ist es wichtig, in unserer Region am besten nur frühe bis Sorten zu verwenden und diesen einen vollsonnigen Platz anzubieten. Diese sollten möglichst robust gegen falschen und echten Mehltau sein. Als Eingrünung für Häuser, Scheunen, Gartenhütten etc. eignet sich z. B. die Erziehungsform des waagerechten Kordons mit einen oder zwei Armen. Durch den alljährlichen Rückschnitt der senkrechten Ruten auf ein bis zwei Augen lässt sich der Wein am Haus gut unter Kontrolle halten“ so der Referent.
Hinweis: Der Obstlehrgarten öffnet ab 1. April wieder seine Pforten. Er liegt im hinteren Bereich des Parkplatzes am Landratsamt Coburg. Besucher, die mit dem PKW kommen, werden gebeten eine Parkscheibe zu verwenden.