Kopfweiden sind auch heute noch belebende Charakterelemente der Kulturlandschaft im Coburger Land. Zu Hochzeiten der fränkischen Korbmacherei und der zahlreichen, prachtvollen Fachwerkbauten, für die man große Mengen der biegsamen Ruten dankbar verarbeitete, waren die Bestände an feuchten Gräben und Flussufern natürlich noch wesentlich beeindruckender.
Auch ohne die Pracht farbiger Blüten leuchten die jungen Weidentriebe zeitig im Frühjahr, wenn wieder Saft in die Ruten schießt. Regelmäßig geschnitten erfreuen sie Natur- und Wanderfreunde mit ihrer etwas an Struwwelpeter erinnernden Frisur mit angenehmen Gelb- oder Rottönen auch an trüben Tagen. Kopfweiden machen aber nicht nur optisch eine gute Figur, sondern bieten, besonders wenn sie alt sind und zahlreiche Höhlungen und Einmorschungen mit Holzmulm aufweisen, zahlreichen Insekten- und Tierarten einen willkommenen Lebensraum.
Für Bienen ist der Pollen und Nektar der Kätzchen eine willkommene Frühlingsnahrung. Spezialisten haben über 100 Käferarten auf Kopfweiden entdeckt, darunter der bedrohte Käfer- und Moschusbock. Bei den Vögeln schätzen vor allem (halb)höhlenbewohnende Arten wie der Hausrotschwanz, der Grauschnäpper oder der Trauerschnäpper die schützenden Höhlen. Früher, als der Wiedehopf auch bei uns noch vorkam, nutzte auch dieser gerne Kopfweiden als seine Kinderstube. Auch Steinkäuze nahmen Kopfweiden im Umfeld extensiver Grünlandflächen als Brutplätze, als Tageverstecke und als Sitzwarten gerne an. Unter den Säugetieren findet man im Biotop Kopfweide bisweilen auch Fledermäuse in ihrem Sommerquartier, sowie Bilche und Marder.
Viele Argumente die dafürsprechen, die Coburger Kopfweidenbestände wieder anwachsen zu lassen. Gesagt, getan … bereits im Jahr 2010 bestückte der Gartenbauverein Großgarnstadt mit Unterstützung von Thomas Neder den Schneybach am Ortsrand mit etwa 30 Steckhölzern. Nach vielen Jahren sind aus den schwachen Ruten mittlerweile stattliche „Struwwelpeter“ geworden.
Um den Schnitt kümmern sich vor allem Bernd Carl, Hartig Schleifenheimer und Roland Martin. Hierbei hat sich mittlerweile ein alternierendes Schnittsystem etabliert, bei dem man nicht allen Weiden gleichzeitig den Kopf abnimmt, sondern einige zunächst weiterwachsen lässt, bevor dann auch sie an der Reihe sind. Der Schnitt erfolgt nach einigen Erfahrungen mittlerweile durchaus sorgsam. Die jungen Weidentriebe werden nicht komplett abgenommen, sondern immer bewusst ein Astring belassen, aus dem sich neue Triebe wieder gut regenerieren können.