Klimabäume pflanzen und pflegen

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Thomas Neder dankte dem Referenten für seinen engagierten Vortrag "Rhetorisches und fachliches Feuerwerk bestellt, Feuerwerk geliefert"!

Klimabäume pflanzen und pflegen

Das Thema „Klimabäume“ stand im Fokus des 1. Gartenpflegerkurses des Kreisverbandes Coburg für Gartenbau und Landespflege e.V. Referent Klaus Körber (LWG Veitshöchheim) brannte in 2 Stunden ein mitreißendes Feuerwerk seines umfassenden Wissens ab. Zu den Teilnehmern gehörten nicht nur Mitglieder der Obst- und Gartenbauvereine, sich um die Zukunft unserer Bäume sorgende Naturfreunde, sondern auch motivierte Mitarbeiter einiger Bauhöfe des Landkreises. Sie nutzten die kostenlose Gelegenheit ihr Wissen für anstehende Pflanzungen und Pflegemaßnahmen profund „upzudaten“. In seiner Begrüßung ging Geschäftsführer Thomas Neder auf das spannende Projekt Klimabäume des Kreisverbandes ein, das zwischen Lautertal und Dörfles-Esbach als Pilotprojekt realisiert wurde. Die neuen etikettierten Baumarten können dort besichtigt werden.

„Trotz ausgiebiger Niederschläge der letzten Monate besteht auch jetzt leider noch ein Wasserdefizit in Sachen Grundwasser. Man soll sich da nicht täuschen lassen. Die Musik spielt unten! Im Hausgarten ist es daher zukünftig sinnvoll auch im Winter seine Pflanzflächen zu gießen, um das Defizit zumindest etwas auszugleichen, auch wenn es etwas ungewöhnlich erscheint. Eine einfache Maßnahme ist der Einbau eines sog. „Regendiebs“ an der Dachrinne. Dies kann im Grunde jeder umsetzen. Mit einer Schlauchverlängerung lassen sich so viele Flächen erreichen und somit auf Vorrat mit Wasser versorgen.

Ohne Baumschutz in Form von Stammanstrichen wie z.B. Arboflex etc. geht es bei Neupflanzungen nicht mehr. Sie sind, wenn man so will, Pflicht! Das gilt auch für Obstbäume, was oft noch verkannt wrid. Stammschutzmaßnahmen senken deutlich die Oberflächentemperatur an den Stämmen. Diese sind an sonnigen Tagen ohne Schutz oft um 10 Grad höher als die sonst gemessenen Temperaturen. In Verbindung mit Wassermangel, was zu ausbleibender Verdunstungskälte führt, resultieren dann an schutzlosen Bäumen schnell irreversible Schäden. Auch Bäume benötigen Nährstoffe. In Sachen organischer Düngung wurden z.B. durch die Zugabe von Terra Preta zum Baumsubstrat gute Erfolge erzielt“ so Körber. Auch Klimabäume benötigen vor allem in den sensiblen Anfangsjahren Wasser. Die Kunst besteht darin, diese Wassergaben im Laufe der Zeit dann etwas zu reduzieren, um die Bäume nicht zu verwöhnen.

Qualifizierte Temperaturmessungen hätten vor allem im innerstädtischen Bereich gezeigt, dass Straßenbegleitgrün die Temperatur immens senken könne. In Wien seien hier z.B. an heißen Tagen lokal 66,8 Grad über dem Asphalt gemessen worden, während begrünte Straßenzüge dort „nur“ 37,2 Grad aufwiesen. Das gleiche gelte auch für begrünte Wände, die als nat. Klimaanlagen dienten.

„Bei der Artenwahl sollte man sich möglichst breit aufstellen. Niemand weiß wie das Klima in einigen Jahrzehnten sein wird und welche Schaderreger sich dann neu bei uns einfinden werden. Zu klimaverträglichen heimischen Arten dürfen sich durchaus auch nicht heimische Vertreter z.B. aus der Balkanregion mit einfinden. Den Begriff heimisch oder nicht heimisch muss man hier tolerant auslegen. Studien haben ergeben, dass die heimische Insektenwelt durchaus mit neuen Arten die beigemischt werden, zumindest teilweise klarkommen kann“, so der Referent.

In Sachen Insektenförderung sei es von großer Bedeutung eine möglichst lange Blütenkette aufrecht zu erhalten. Eine Blütenstaffelung mit Linden, die ein wochenlanges sukzessives Blütenangebot aufrechterhalten würde, könnte z.B. wie folgt aussehen: Sommerlinde, Winterlinde, Silberlinde und im Anschluss z.B. noch Schurbaum (Sophora japonica). Als Straßenbegleitgrün eigne sich aber heute nur noch die Silberlinde. Sommer- und Winterlinden sollten bei Neupflanzungen dem offenen Grünbereich vorbehalten bleiben.

Im letzten Teil wurden zahlreiche erfolgsversprechende Arten vorgestellt und prägnant porträtiert. Aus Sicht von Klaus Körber sind z.B. folgende Arten und Sorten einen Versuch wert (um nur einige zu nennen).

Bei den größer werdenden Arten im öffentlichen Bereich z.B. Quercus frainetto (Ungarische Eiche), Ginkgo biloba (Ginkgobaum), Acer campestre `Elsrijk` (Feldahorn), Acer monspessulanum (Französischer Ahorn), Acer freemannii `Autumn Blaze` (Herbst-Flammen Ahorn), Sophora Japonica (Schnurbaum), Gleditsia triacanthos `Sunburst` (Lederhülsenbaum), Alnus spaethii (Großblättrige Erle) etc.

Für den Hausgartenbereich z.B. Großfruchtige Arten von Cornus mas (Kornelkirsche) und Morus x (Maulbeere), Mispel (Mespilus germanica), Pyrus salicifolia (Weidenblättrige Birne), Heptacodium miconioides (Sieben Söhne des Himmels Strauch) etc.

Als Baumarten mit Potential für eine Beimischung im Wald: Juglans nigra (Schwarznuss), Juglans regia (Walnuss), (Castanea sativa) Esskastanie, Elsbeere (Sorbus torminalis) etc.