Noch vor einigen Jahrzehnten war die anpassungsfähige Blindschleiche bei uns in vielen Lebensräumen zahlreich vertreten. Heute steht sie auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. Man fand die Blindschleiche z.B. in Laubwäldern, naturnahen Gärten, an Wegrändern, in Heckenarealen und an Bahndämmen, wo sie ausreichend Versteckmöglichkeiten und Nahrung in Form von Regenwürmen, Nacktschnecken und Raupen fand. Heute ist es schon eine glückliche Begebenheit, wenn man sie bei einem Spaziergang wie hier im Gemeindegebiet von Michelau mal wieder entdeckt und sie einem sprichwörtlich „über den Weg läuft“ oder besser gesagt in Zeitlupentempo über den Weg kriecht. Wenn man ihre schlangenhafte Form sieht, muss man sich erst wieder vergegenwärtigen, dass die Blindschleiche nicht zu den Schlangen, sondern zu den Echsen gehört, auch wenn dies ihr wissenschaftlicher Name Anguis fragilis (zerbrechliche Schlange) suggeriert. Im Gegensatz zu Schlange besitzen sie bewegliche Augenlieder, die sie verschließen können. Wenn sie züngeln, um Witterung aufzunehmen, müssen sie anders als Schlangen zudem ihr Maul öffnen.
Dass sie als Fluchtstrategie ihren Schwanz abwerfen kann, wenn sie ergriffen wird, ist hinreichend bekannt. Wegen ihrer zerbrechlichen und wenig wehrhaften Art ist sie vor allem in der Dämmerung und in den frühen Morgenstunden auf der Pirsch. Zu ihren zahleichen Feinden, die ihr nach dem Leben trachten, zählen neben dem Fuchs, Dachs, Marder, Igel und Greifvögel, sowie im Wohnumfeld der Verkehr und auch Katzen und Hühner. Den Winter verbringen sie oft in einer „Gemeinschaftsunterkunft“ zusammen mit anderen ihrer Art. Ihr Winterquartier, das sie oft erst ab April verlassen, finden sie oft in Höhlungen oder in Erdlöchern.