Als wäre der Befall durch die pilzlichen Schaderreger, die das Triebsterben (Cylindrocladium buxicola), das Zweigsterben (Volutella buxi) und die Buchswelke (Fusarium buxicola) verursachen, nicht schon Ärger genug, hat sich nun auch im Raum Coburg auch noch der Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectabilis) ausgebreitet.
Kreisfachberater Thomas Neder am LRA Coburg nimmt hierzu fachlich wie folgt Stellung:
Der ursprünglich in Ostasien beheimatete Falter wurde erstmals im Jahr 2007 in Deutschland nachgewiesen. Für seine rasante Verbreitung sorgte primär der internationale, später auch der nationale Pflanzenhandel.
Der nachtaktive Falter ist an seinen weißen Flügeln (Spannweite ca. 44 mm) mit dunklem Rand zu erkennen. Schädlich sind nicht der Schmetterling, sondern seine gefräßigen Raupen, die massive Fraßschäden bis zum kompletten Kahlfraß verursachen. Die Raupen werden bis zu 5 cm lang und sind gelbgrün gefärbt. Typisch sind der schwarze Kopf, die weiße Behaarung, sowie die dunklen und weißen Längsstreifen. Im Laufe ihres Lebens fressen die Raupen bis zu 40 Buchsblättchen.
Je nach Jahresklima und Region sind bei uns 2 bis 3 Generationen mit mehreren Larvenstadien pro Jahr möglich. Im Herbst spinnen sich die Raupen oft im Innern dichter Buchskugeln oder -büsche ein und überdauern so den Winter. Ab etwa 10 Grad setzten sie dann im Frühling (etwa Ende März bis April) erneut ihre Fraßtätigkeit fort.
Junge Raupen verursachen zunächst einen sog. Schabefraß, der sich mit zunehmender Raupengröße über einen Lochfraß bis zum Kahlfraß auswächst. Typisch sind in diesem Kontext die zahlreichen Gespinste und Kotbällchen.
Die Entwicklung der Larven ist stark von der Temperatur abhängig. Bei 25-30 Grad dauert sie ca. 3 Wochen, bei 15 Grad hingegen schon etwa 10 Wochen. Die aus den Puppen schlüpfenden Falter leben nur etwa eine Woche. Die etwa 20 linsenförmigen Eier werden auf der Blattunterseite abgelegt. Das Eistadium dauert etwa 3 Tage.
BekämpfungsmaßnahmenDie Bekämpfung des Schädlings ist zwar theoretisch möglich, in der Praxis gestaltet sich dies dann leider doch nicht so einfach. Der Ausgang der einsetzenden Schädlingsinvasion ist daher ungewiss.
Durch regelmäßige Kontrollen und ausreichend Zeit und Muße können größere Raupen bei wenigen Einzelpflanzen mechanisch abgesammelt und vernichtet werden. Zu diesem Zeitpunkt haben sie allerdings schon viel Schaden angerichtet. Kleine Raupenstadien übersieht man leicht.
Effektiver und wirksamer ist das Ausbringen von Bacillus thuringiensis Produkten, einem Bakterium gegen freifressende Raupen, das auch im biologischen Gemüseanbau eingesetzt wird. Hier ist es wichtig, das Produkt bereits zu Beginn der Fraßtätigkeit einzusetzen und die gesamte Pflanze sehr sorgfältig mit einer Rückspritze zu benetzen. Das Bakterium wird über die Fraßtätigkeit aufgenommen und führt sehr schnell zu einem Fraßstopp und einem Verenden der Raupen. Als geeignete Termine für die Ausbringung bietet sich der Zeitraum gegen Ende April und Anfang Juli an. Zusätzliche Ausbringungen können sinnvoll sein.
Im Idealfall wird der Falterflug mittels speziellen Pheromonfallen für den Buchsbaumzünsler kontrolliert und der Zeitpunkt zum Ausbringen der Mittel darauf abgestimmt. Man hängt sie in Nähe der Buchsbäume in Windrichtung auf und kontrolliert sie regelmäßig. Als wirksame Bekämpfung eignen sich diese Fallen aber nicht. Sie dienen lediglich dem sog. „Monitoring“.
Gut wirksam ist auch Neem Atzal T/S, ein biologisches Insektizid gegen saugende, beißende und blattminierende Insekten. Es enthält die Wirkstoffe aus Kernen des tropischen Niem Baumes. In Indien wird es schon seit Jahrhunderten eingesetzt. Für die Ausbringung gilt das Gleiche wie bei den Bacillus thuringiensis Produkten.
Über die Wirksamkeit alternativer Bekämpfungsstrategien wie Algenkalk gibt es unterschiedliche Erfahrungen und Aussagen. Eine thermische Bekämpfung mittels Plastiksack bei Einzelpflanzen, ein Abblasen der Raupen mittels Hochdruckreiniger oder Laubbläser und anschließendes Aufsammeln der Raupen auf untergelegten Mulchfolien etc. haben mehr experimentellen Charakter.
Unsere heimischen Vögel sind scheinbar leider noch nicht so recht auf den Geschmack gekommen, was sich aber hoffentlich noch ändert. Sie finden die Raupen in locker aufgebauten, natürlich wachsenden Buchsbäumen aber sicherlich besser, als in dichten geschnittenen Kugeln. Natürlich wachsende, ungeschnittene und ungedüngte Buchsbäume sind zudem robuster gegen die zahlreichen Pilze, die zum Buchsbaumsterben führen.
Nachdem es noch eine ganze Weile dauern dürfte, bis sich natürliche Gegenspieler einfinden und von selbst für eine natürliche Regulation sorgen, ist die Zukunft des beliebten Gartengehölzes kurz- bis mittelfristig eher ungewiss.
Sollte es zu einem Totalausfall der Buchsbestände kommen, könnte man z. B. über folgende Ersatzpflanzen nachdenken: Buchsblättrige Berberitze (Berberis buxifolia); Zwergliguster (Ligustrum vulugare `Lodense`); Heckenmyrte (Lonicera nitida `Elegant` oder `Maigrün`), Japanische Stechpalme (Ilex crenata `Green Hedge`) oder kleine Eibenarten wie Taxus x media `Densiformis`.
Entsorgung befallener Pflanzen.Wolfgang Sommer, Abfallberater am LRA Coburg rät dazu, befallene Pflanzenreste oder gerodete Pflanzen in die Restmülltonne zu geben. Wenn das Volumen nicht ausreichend sein sollte, gibt es offizielle Restmüllsäcke in jedem Rathaus käuflich, für 3,60 €, zu erwerben. In Bad Rodach verkauft die Säcke die Firma Schachtebeck am Markt. In Neustadt gibt es die Säcke bei der Buchhandlung Stache. Diese kann man neben die Restmülltonne stellen. Die Entsorgungskosten sind mit dem Einkauf bezahlt.
Weitere Fachinfos zum Thema Buchsbaumzünsler findet man z.B. unter:
www.arbofux.de oder www.hortipendium.de