Pflanzung der Obstgehölze sorgfältig planen

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Wer viele Jahre lang Freude an seinem Obstbaum haben will, muss die Wahl von Sorte und Unterlage gut überdenken. (Im Bild: Der robuste Winterapfel Florina)

Wer viele Jahre lang Freude an seinem Obstbaum haben will, muss die Wahl von Sorte und Unterlage gut überdenken. (Im Bild: Der robuste Winterapfel Florina)

Die klassische Pflanzzeit bei Obstgehölzen ist der Herbst und das zeitige Frühjahr. Bleibt der Frost aus, kann dies auch mitten im Winter geschehen. Um späteren Ärger und Verdruss zu vermeiden, macht es Sinn, sich bereits jetzt sorgfältig Gedanken über Sorten und Unterlagen zu machen. Schnellkäufe machen hier keinen Sinn.

Auch wenn Containerpflanzen im Gegensatz zur wurzelnackten Ware ganzjährig gepflanzt werden können, müssen sie in trockenen und warmen Perioden regelmäßig mit Wasser versorgt werden, bis sie sich am neuen Standort etabliert haben. Hilfreich ist zudem das Auflockern des dichten geringelten Wurzelfilzes, der sich oft bei längerer Standzeit im Container gebildet hat. Wird diese begleitende Arbeit vor der Pflanzung vergessen, ist das Anwachsverhalten oft unbefriedigend.

Im Gegensatz zu Gemüse steht Stein- und Kernobst oft Jahrzehnte lang im Garten. Es ist daher wichtig, sich vor dem Kauf etwas genauer mit der Wachstumsstärke der Unterlage und den Sorteneigenschaften der Edelsorte zu beschäftigen.

Unbefriedigende Bäume lassen sich zum Glück auch meist noch umveredeln. Der Kreisverband Coburg für Gartenbau und Landespflege plant auch für das Jahr 2020 wieder einen praktischen Veredlungskurs, der durch die traditionelle Reiserausgabe begleitet wird (Termine ab Jahresende auf der Homepage www.kv-gartenbau-coburg.de).

Beim Apfel unterscheidet man im Grunde drei Wachstumsgruppen. Schwach wachsen von den gängigen Varianten die Unterlagen M27, M9 und M26, mittelstark M 7, MM106 oder MM111 und stark die Unterlagen A2 und der Sämling. Die Unterlage M9 eignet sich sehr gut zur Erziehung von schlanken Spindeln im häuslichen Obstgarten. Wegen des geringen Wurzelvolumens ist sie auf regelmäßige Wassergaben angewiesen. Für Pflanzungen in Streuobstwiesen empfiehlt sich die stark wachsende Unterlagengruppe.

Bei Birnen zählt Quitte C als schwachwachsend. Sie eignet sich nur auf guten Böden oder für die Kultur in Töpfen. Quitte A und Pyrodwarf wachsen mittelstark. Stark wächst die Kirchensaller Mostbirne. Sie ergibt kräftige Bäume auf Streuobstwiesen.

Für Kirschenspindeln im Garten mit einer Endhöhe von 4-5 m wird heute oft die Unterlage GiSelA5 verwendet. Noch schwächer wachsen Weiroot 72 und GiSelA3. Sie eignen sich für Kirschen in Kübeln auf der Terrasse. (Neben der Sorte sollte auf dem Pflanzenetikett auch die Unterlage vermerkt sein).

Eine Reihe von Krankheiten und die immense Sortenvielfalt macht die Auswahl passender Züchtungen nicht gerade einfach. Hinzu kommen neue Plagen wie der Feuerbrand, einer Bakterienkrankheit, der sich mittlerweile fast in ganz Bayern ausgebreitet hat. Er befällt Apfel, Birne und Quitte. Aber auch Weiß- und Rotdorn sowie großblättrige Cotoneaster Arten sind nicht davor geschützt.

Da man im Hausgarten auf chemischen Pflanzenschutz verzichten will, gilt es möglichst robuste Sorten zu wählen. Gute Sorten gibt es sowohl im Bereich neuer Züchtungen als auch bei alten Sorten.

Bei Apfel spielt z. B. Robustheit gegen Mehltau und Schorf, sowie zunehmend auch gegen den erwähnten Feuerbrand eine immer wichtigere Rolle. Neuere Re Sorten aus Dresden-Pillnitz bringen häufig Mehrfachresistenzen mit sich und sind daher besonders für den Hausgarten besonders empfehlenswert. Hierzu zählen bei den Tafelapfelsorten z.B. Retina (früh), Resi und Reglindis (mittelspät), sowie Rewena und Renora (spät). Sie gelten auch als robust gegen Feuerbrand. Sehr widerstandsfähig ist auch im Hinblick auf den Feuerbrand die Wintersorte Florina. Bei den alten Sorten sind dies nach neueren Erfahrungsberichten die auch im Coburger Raum verbreiteten Sorten Danziger Kantapfel, Maunzenapfel, Boskoop, Borowinka und Schöner aus Wiltshire usw.

Die auffälligste Krankheit bei Birnen ist neben Schorf der Birnengitterost. Er äußert sich jetzt durch die großen orangen Flecken blattoberseits und die kraterarigen Auswüchse Blatt unterseits. Gegen diese Pilzkrankheit hilft gibt es leider noch keine wirklich resistenten Sorten. Ein regengeschützter Anbau an der Hauswand als Spalier ist hierfür eine probate Möglichkeit des Gegensteuerns. Ein trockenes Blattwerk verhindert zudem auch einen Befall mit Schorf. Als tolerant gegen Feuerbrand und Schorf zählen z.B. Harrow Delight (früh) und Harrow Sweet (mittelspät). Bei Süßkirschen ermöglichen kleine Baumformen den Kirschbaum mittels engmaschigem Netz gegen die Kirschfruchtfliege zu schützen. Der Fachhandel bietet hierzu leicht mit Reißverschluss zu öffnende Varianten an. Mit dieser Methode können auch späte Kirschen angebaut werden, die sonst in der Regel stark vermadet sind. Ohne Netz macht im Grunde nur der Anbau früher Sorten wie Burlat oder Sweet Early etc. (beide 2. Kirschwoche) Sinn. Auch gelbe Varianten wie Dönissens Gelbe sind anbauwürdig. Sie werden von den Vögeln meist in Ruhe gelassen.

Hinweise:

Beispiele kleinbleibender Erziehungsformen bei Kern- und Steinobst liefert der Obstlehrgarten des Kreisverbandes Coburg für Gartenbau und Landespflege e. V. Hier werden auch zahlreiche Re Sorten bei Äpfeln getestet.

Anleitungen zum Schnitt liefert das Buch:
Obstgehölze – Der Kosmos Schnittkurs ISBN: 978-3-440-15627-8
Hierin sind auch zahlreiche Bespiele aus dem Obstlehrgarten enthalten.