Viele Gartenfreunde hegen und pflegen betagte Apfel- und Birnbaumveteranen in ihrem Garten, von denen der Sortenname im Laufe der Jahre leider verloren gegangen ist. Nachdem der Wunsch unter Gartenfreunden sehr groß ist ihre Apfel- und Birnbäume mit dem korrekten Namen zu benennen, veranstaltete der Kreisverband Coburg für Gartenbau und Landespflege e. V. ein Obstsorten-bestimmungsseminar für seine Mitglieder in Bischwind. Als versierter Pomologe konnte Wolfgang Subal gewonnen werden.
Eine Apfel- und Birnenausstellung, bestehend aus ca. 60 alten und neueren Sorten, begleitete fachlich die Sortenbestimmung. Geschäftsführer Thomas Neder hatte hierzu eine reiche Palette aus dem Obstmuttergarten und dem Obstlehrgarten mitgebracht. Einen der Schwerpunkte bildeten gegen Schorf robuste Apfelsorten, die auch in feuchten Jahren wie diesem ohne Pflanzenschutz gute Fruchtqualitäten liefern. Hierzu zählen z.B. die Wintersorten Florina, Rewena und Resista oder Herbstsorten wie Rebella und Resi.
Daneben konnte auch eine ganze Reihe von robusten Säulenäpfeln aus dem Obstlehrgarten bewundert werden. Auch großfruchtige Saxonia Birnensorten wie Gerburg, Elektra oder Hortensia wurden in der der Ausstellung gezeigt.
Der ortsansässige OGV Bischwind organisierte zuverlässig die notwendigen Rahmenbedingungen und sorgte für die Verpflegung der Besucher, die sich über den ganzen Tag verteilt nach Zeitplan zur Bestimmung anfanden.
1 Vorsitzender Landrat Sebastian Straubel stellte im Rahmen seiner offiziellen Eröffnung lobend die Bedeutung des Ehrenamtes für den Landkreis Coburg heraus und zeigte sich erfreut, dass nach langer schwerer Zeit das kulturelle Leben auch für die Obst- und Gartenbauvereine so langsam wieder in Schwung kommt. Sein Dank galt allen Helfern für die gut organisierte Veranstaltung.
Man muss schon eine Art Sherlock Holmes wie Wolfgang Subal sein, um auch seltenen Apfel- und Birnensorten „auf die Schliche“ zu kommen. Selten reicht nur ein flüchtiger Blick. Oft gelingt die korrekte „Ansprache“, wie es die Pomologen nennen, erst nach akribischem mehrmaligem Drehen, Wenden, Befühlen und Schmecken. Bringt all die kritische Betrachtung nichts, werden zur Absicherung einige intakte Kerne entnommen und mit einer umfangreichen Kernsammlung verglichen, was dann oft, aber auch nicht immer, das Namensgeheimnis lüftet. Bedenkt man die immense Zahl von Sorten, die früher und auch heute noch im Coburger Raum verbreitet sind, kann man die Fähigkeit der Obstsortenbestimmung durchaus als Kunst bezeichnen. Bestimmt wurden z. B. Sorten wie Rheinischer Winterrambur, Gelber Richard, Antonowka oder Croncels- um nur einige wenige der mitgebrachten Apfel- und Birnensorten zu nennen.
Die immense Zahl unterschiedlicher alter Apfel- und Birnensorten ist auch der mannigfaltigen Nutzung zu verdanken. Obstbaumgürtel rund um die Ortschaften hatten früher vor allem die Aufgabe die Ernährungsbasis zu erweitern und zu sichern. Es gab Sorten für den Frischverzehr, zum Lagern, zum Mosten, zur Herstellung von Apfelmus, zum Braten, zum Kochen oder Trocknen. Auch wenn heute auch ökologische Aspekte eine immer größere Rolle spielen, erfreut sich naturbelassenes Obst einer zunehmenden Beliebtheit. Ein Wehmutstropfen bei all der Passion für heimisches Obst ist der Klimawandel, welcher Anbau und Pflege immer mehr erschwert.