Coburger Weinlese 2021

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Sortenbesprechung und Coburger Weinlese am Obstlehrgarten

Eine erfreulich große Anzahl von Obstfreunden traf sich zur traditionellen „Coburger Weinlese“ am Obstlehrgarten. Geschäftsführer Thomas Neder begrüßte im Namen von 1. Vorsitzenden Sebastian Straubel neben vielen erwartungsfrohen Gartenliebhabern auch 2. Vorsitzenden Reiner Brückner und zahlreiche Mitglieder des Beirates.

Die Führung begann zunächst mit aktuellen Hinweisen zur Erziehung und Pflege von Obsthochstämmen. Auf der großen Obstwiese des Landratsamtes erläuterte Thomas Neder, wie man mit Hilfe von nur mittelstark wachsenden Unterlagen wie M7 oder MM111 und einer Pyramidenkronenerziehung auch für Hausgärten beherrschbare Halb- und Hochstämme erziehen könnte. Dort wurden bereits 1998 zahlreiche sog. Re-Sorten aus Dresden-Pillnitz aufgepflanzt und fachgerecht geschnitten. „Wichtiger denn je ist von Anfang an ein guter Stammschutz. Dieser kann aus im Handel erwerblichen Weißanstrichen oder langlebigen Produkten wie Arboflex bestehen. Alternativ werden seit einiger Zeit auch flexible Holzlattensysteme angeboten, die auf Rollen geliefert selbst in der Breite angepasst werden können. Rechtzeitig geschützte Stämme sind robuster gegen den immer mehr um sich greifenden Rindenbrand, der selbst vor kurzem noch vitale „Best Ager“ befällt, was leider oft zum Tot der Bäume führt. Hinzu kommt eine im Sommer über leicht abgemulchte größere Baumscheibe, um die Konkurrenzkraft des Grases zu mindern, so Neder. Vor dem Hintergrund des auch hier langsam um sich greifenden Feuerbrandes sei die Wahl feldtoleranter Sorten gegen Feuerbrand sehr wichtig. Auch in dieser Hinsicht seien sog. Re- Sorten Teil eines zukunftsträchtigen Sortiments.

Im Obstlehrgarten konnten die reich fruchtenden Apfel- Säulenbäume bewundert werden. Hier empfahl Neder auf eine gute und rechtzeitige Fruchtausdünnung zu achten, da sich sonst der Baum schnell erschöpfen und nur alle 2 Jahre tragen würde. Auch hier seien schorfresistente Sorten wie Rhapsodie, Rondo oder Sonate zu bevorzugen.

„Der Klimawandel mit seinen teils extremen Spätfrösten macht auch den Hausgärten zunehmend zu schaffen“ so bilanzierte Neder die sehr spät reifenden Trauben am Obstlehrgarten. Nach Verlust der ersten Blüten konnten die Weinstöcke zwar noch ihre zweiten Gescheine ansetzen, aber letztendlich den Reiferückstand nicht mehr aufholen. Dennoch wurden 18 unterschiedliche Traubensorten präsentiert und beim Rundgang besprochen. Für die Pflanzung im Raum Coburg wurden vor allem früh reifende, für gute Lagen an Südwänden event. auch mittelspät reifende Sorten empfohlen. Eine edle Süße erreichten in diesem Jahr z. B. die kernlose Sorte Himrod und Suzi.

Primär wichtig sei bei der Sortenwahl weniger die Größe der Trauben oder verlockende Farben auf den Etiketten, sondern vor allem eine ausreichende Robustheit gegen Falschen und Echten Mehltau. Dies könne unterstützt werden durch die Wahl reiner Süd- oder Südwestlagen, eine gute Belüftung durch gezielten Schnitt der Laubwand und das Freistellen der Trauben vor der Reife.

Ein informativer Rundgang durch eine Apfel- und Birnenausstellung mit etwa 70 Sorten, die aus dem Obstlehrgarten und dem Obstmuttergarten zusammengestellt wurden, rundete die Herbstveranstaltung des Kreisverbandes ab.

Text und Fotos: Thomas Neder