Arche Noah für alte Birnensorten

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„Arche Noah“ für alte Birnensorten

Zu einem fachlichen Informationsaustausch trafen sich Birnensortenspezialist Thomas Hepperle und Geschäftsführer Thomas Neder am Unteren Frickhof bei Owingen – Billafingen, einem Refugium für alte Streuobst- und Wirtschaftsbirnen.

In Zusammenarbeit mit der Heinz Sielmann Stiftung entsteht dort bereits seit vielen Jahren eine „Arche Noah“ für viele bereits vergessene Birnenraritäten. Das umfangreiche Sortiment aus Most-, Wirtschafts- und Tafelsorten wird in mühevoller Arbeit von Thomas Hepperle und seinem Team zusammengetragen und wächst beständig weiter. Mittlerweile sind dort auf Busch und Hochstamm mehrere Hundert Birnensorten aufgeschult.

Wie wichtig ein großer verfügbarer Genpool für die Zukunft der Birne ist, zeigt sich gerade heute im Zeichen eines schnell voranschreitenden Klimawandels. Krankheiten wie Feuerbrand und Diplodia (Schwarzer Rindenbrand) erschweren zusammen mit extremen Spätfrösten, heißen und trockenen Sommern den extensiven Birnenanbau in der freien Landschaft zusehends.

Einig war man sich, dass vor allem leicht geneigte Nordhänge mit tiefgründigen Böden zukunftsfähiger als sonnenexponierte Südlagen mit flachgründigen Böden sein werden. Ein rechtzeitiger und dauerhafter Weißanstrich bis in den Bereich der Leitäste kann hierbei die Überlebenschancen erhöhen, indem Stammrisse und Stammschäden reduziert werden. Auch der oft vernachlässigte Pflanz-, Erziehungs- und Erhaltungsschnitt wird in diesem Kontext zunehmend wichtiger. Lieber weniger Bäume, dafür gut gepflegt und in extremen Trockenphasen bewässern, dies kann nach Meinung der beiden Fachleute ein Lösungsansatz sein.

Hoffnungsvoll stimmt ein momentan anlaufendes Kreuzungs- und Selektionsprogramm von klimafesten Birnensorten wie Wilde Eierbirne, Welsche Bratbirne, Nägelesbirne, Karcherbirne, Metzer Bratbirne etc., die u.a. mit schmackhaften Tafelbirnen gekreuzt werden. Ziel ist es, das Beste aus Klimaresistenz und Geschmack miteinander zu kombinieren und Birnensorten für das neue Klima zu finden. Welche der vielen Tausend Sämlinge den Ansprüchen gerecht werden, wird sich aber wohl erst in 10 bis 15 Jahren herauskristallisieren.