Wenn zartes, frisches Grün mit lang ersehnten ersten Blüten den Frühling einleitet und die ersten Vogelsänger die Bühne betreten, beginnt für viele Gartenfreunde die wohltuendste Zeit im Garten. Aber auch die trüben Wintermonate haben etwas zu bieten, wenn die Hausgärten entsprechend vielfältig strukturiert sind. In naturnahen Gärten, in denen wilde Ecken toleriert werden, finden Wintersänger wie Rotkehlchen und Zaunkönig noch ein Auskommen und belohnen es, wenn das Umfeld passt, mit eindrucksvollen Winterkonzerten.
Der renommierte Vogelexperte Prof. Peter Berthold beschrieb in einem Interview mit Thomas Neder einen naturnahen Garten in seiner pointierten, aber profunden Art und Weise u.a. wie folgt: „Der Garten sollte so natürlich wie möglich aussehen. Er sollte alle Schichten an Pflanzen haben, die bei uns vorkommen. Möglichst viele einjährige Pflanzen, die schnell blühen und möglichst viele Samen bilden und vor allem auch ganz viele sog. „Unkräuter“, die früher ganz viel auf den Feldern unterwegs waren. Dichte Sträucher, wo die Vögel darin nisten können und solche, in denen sie viel Nahrung finden, sprich Beeren tragende - und da gibt es ja eine ganze Palette. Angefangen von ganz früh fruchtenden wie dem schwarzen Holunder oder der Heckenkirsche bis hin zum Efeu, der dann erst im nächsten Frühjahr seine Beeren anbietet. Wichtig sind, so es der Raum erlaubt, alle möglichen Bäume in unterschiedlichsten Schattierungen. Natürlich kann man auch das Haus wunderbar nutzen, um es von oben bis unten einzugrünen. Es genügen im Grunde zwei Löcher. Eins zum rein- und rausgehen - die Türe und eins zum rein und rausgucken - das Fenster. Den Rest kann man im Grunde zuwachsen lassen und sich dann lieber im Garten aufhalten als drin im Haus, was wesentlich gesünder und interessanter ist. Damit ist im Grunde schon gesagt wie ein vogelfreundlicher Garten aussehen soll.
Das Rotkehlchen kann bei Alt und Jung besonders viele Sympathiepunkte sammeln. In Gärten wird es oft erstaunlich zutraulich und ist immer auf der Suche nach einem Wurm etc. wenn Gartenarbeiten anstehen. Männchen und Weibchen lassen sich kaum unterscheiden. Die leuchtend orange Brust findet man bei beiden Geschlechtern. Bei Jungvögeln fehlt sie noch. Typisch sind die langen Beine, der dünne dunkle Schnabel und die schwarzen Augen.
Ihre Nahrung wird am Boden hüpfend gesucht. Sie besteht aus Spinnen, Insekten, Würmern und Schnecken. Im Herbst werden auch gerne Beeren angenommen. Ein Teil zieht nach Westeuropa uns in den Mittelmeerraum. Hier überwinternde Rotkehlchen trifft man oft an Futterstellen mit Weichfutter.
Den melancholischen Gesang mit perlenden Tönen und unterschiedlichem Tempo hört man meist in der Morgen- und Abenddämmerung. Da sie auch außerhalb der Brutzeit ihre Reviere verteidigen singen sie auch im Herbst und im Winter.
Mit einer Körperlänge von nur 9-10 cm zählt der Zaunkönig zu kleinsten europäischen Vögeln. Schon aufgrund seiner Größe ist er unverkennbar. Markant sind sein oft aufgestellter Schwanz, der lange spitze Schnabel und der helle Überaugenstreif. Sein Gefieder ist oberseits rötlich-braun, unterseits heller mit vielen Querbändern.
Der Zaunkönig liebt Naturgärten mit wilden Ecken, in denen er gerne mit seinem spitzen Schnabel nach Spinnen und Insekten aller Art sucht. Sein ovales, geschlossenes Nest baut er dicht über dem Boden bevorzugt in diese geschützten Bereiche.
Trotz seiner geringen Größe ist der Gesang erstaunlich voll und laut. Seine metallisch klingende Stimme schmettert aus voller Brust und ist weithin vernehmbar.
Weitere Naturgärten gesucht
Kies, Schotter und Co halten noch immer vermehrt Einzug in den Gärten. Hierdurch schwinden im direkten Lebensumfeld des Menschen wichtige Lebensräume für Insekten, Vögel und Säugetiere in teils bedenklichem Ausmaß.
Ein Gegenpol zu dieser Entwicklung ist die Idee der Zertifizierung von Naturgärten. Der Kreisverband Coburg für Gartenbau und Landespflege e.V. hat sich schon seit einigen Jahren der Initiative Gartenzertifizierung „Bayern blüht – Naturgarten“ angeschlossen und ermöglicht den Mitgliedern seiner Obst- und Gartenbauvereine aber auch nicht organisierten Gartenfreunden ihre Gärten durch ein fachkundiges Bewertungsteam des als Naturgarten anerkennen zu lassen.
Anmeldungen sind möglich bei der Geschäftsstelle des Kreisverbandes Coburg für Gartenbau und Landespflege e. V. am Landratsamt Coburg.