Bis Mitte der 1960er Jahre wurden Sperlinge als Schädlinge nicht nur im fernen China, sondern auch bei uns bekämpft. Als samenfressende „Schmarotzer“ auf den Feldern wurden sie als Nahrungskonkurrenten zu den Menschen gesehen.
Der etwas lockerere „Ordnungssinn“ und der Spuren hinterlassende Lebensstil hat dem Hausperling letztendlich auch den Namen Dreckspatz, ob gerechtfertigt oder nicht, eingebracht.
Noch vor einigen Jahrzehnten wäre es einem daher wohl kaum in den Sinn gekommen, dass der Spatz, wie er im Volksmund meist genannt wird, einmal wirklich Einzug in die Liste stark im Bestand zurückgehender Vogelarten halten würde. Mittlerweile ist es vielerorts leider schon so weit. Dieser traurige Umstand gilt nicht nur für den Feldsperling, sondern auch für den Haussperling. Früher fand das „fliegende Inventar“ der allermeisten Dörfer bei Hühner- und Kleintierhaltern, in den Ställen der Landwirte, auf den Ruderalfluren im und ums Dorf, sowie auf den mit Wildkräutern reich bestandenen Wiesen und Feldern ganzjährig ausreichend Nahrung. Nur zur Aufzucht der Jungvögel verfüttern sie auch tierische Nahrung wie Blattläuse, Raupen und Insekten. Nachdem diese sichere Versorgungsbasis vielerorts nicht mehr gegeben oder stark verknappt ist, hat der eklatante Nahrungsmangel zusammen mit dem Rückgang an Nistmöglichkeiten letztendlich zu drastischen Bestandseinbrüchen des typischen Kulturfolgers geführt.
Zum Glück können Ganzjahresfütterungen und Nistkästen etwas Abhilfe leisten. Auch samentragende Wildkräuterbestände auf Ruderalflächen tragen dazu bei. So werden samentragen Melden, Hirse und von ganzen Spatzenschwärmen gerne für einen ausgiebigen Körnersnack aufgesucht. Ohne das ausdauernde „Tschilpen“ würde den Dörfern im Coburger Land wohl doch etwas fehlen, auch wenn es sich „nur“ um den profanen Spatz handelt.